Dienstag, 26. Januar 2016

Suprasegmentalium

Man kennt die Probleme, die bei der schriftlichen Kommunikation, vor allem in Chats mit geringen Möglichkeiten der Schriftbearbeitung, auftreten. Derselbe Satz kann, je nach Stimmung und Kontext, auf viele verschiedene Arten gelesen werden. So auch hier.

Suprasegmentalium

Ich möchte mein Leben mit dir genießen 
nicht mit Bernd, und nicht mit Klaus ‒,
nur mit dir auf bunten Wiesen;
erst Baum, dann Kind und dann ein Haus.

Ich möchte mein Leben mit dir genießen 
nicht nur die Tage im ersten Glück ,
mit dir durch all die Zeiten fließen 
und sind wir grau, sehn wir zurück.

Ich möchte mein Leben mit dir genießen 
verschließe dich nicht, wir schaffen das schon.
Es hilft kein Jammern, kein Verdrießen;
er war nicht unser letzter Sohn.

Ich möchte mein Leben mit dir genießen,
die Zeit reicht nicht für Bitterkeit.
Frag nicht, wie unsre Kinder hießen;
ich bin die alten Wunden leid.

Ich möchte mein Leben mit dir genießen,
aber du Döskopp machst es mir schwer.
Nun lass mich meine Blumen gießen ...
Die Nachbarn kommen nachher her.

Ich möchte mein Leben mit dir genießen,
aber deines ... hm ... das kümmert nicht.
Einem ... einem ... miesen, fiesen ...
Kerl! schau ich nicht mehr ins Gesicht.

Ich möchte mein Leben mit dir genießen,
aber du, du suchst nur Streit!
Was soll ...? Willst du mich erschießen?
Dann sei es so. Es wurde Zeit.

Was meint ihr, auf welchem Wort liegt jeweils die Betonung?

Meiner Meinung nach (und das wird jetzt eine Art rationaler Begleittext) der Reihe nach auf „dir“, „Leben“, „mit“, „genießen“, „möchte“, „mein“ und „Ich“.

Den schlechten Reim „nießen“ und die Reime „Riesen“ und „ließen“ habe ich nicht verbraucht. Wer Spaß daran hat, kann gerne Alternativ-Strophen mit diesen verfassen.

Wer sich für den Begriff Suprasegmentalium interessiert, der ... naja, ihr seht ja den Link.

Und abschließend möchte ich noch um Entschuldigung bitten, falls dieses Gedicht jemandem die Stimmung vermiest hat. Eigentlich schreib ich sonst nur heitere Gedichte.

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